Was sind eigentlich interkulturelle Kompetenzen und wozu sind sie gut?

Hierzu möchte ich Euch heute gerne mal ein anderes Modell vorstellen:

Das Haus der interkulturellen Kompetenzen

Das Fundament ist bei dieser Sichtweise das „imperative self“, eine gewisse Selbstkenntnis und Selbstreflektion. Sich selbst zu kennen heißt, zu wissen wo seine eigenen Stärken und Schwächen liegen, was seine Motivationen und seine Weltanschauung sind. Es ist ebenfalls von Bedeutung, seine eigene Kultur zu kennen, da sie uns unbewusst „programmiert“ gewisse Dinge als richtig oder falsch zu bewerten und unsere Verhaltensweisen beeinflusst.

Danach kommen die 4 Pfeiler:

– interkulturelle Kommunikation,

– interkultureller Beziehungsaufbau,

– interkultureller Leadership und

– interkulturelle Konfliktbewältigung.

Diese 4 Grundpfeiler sind heutzutage bei internationalen Geschäftsbeziehungen und grenzüberschreitenden Aktivitäten von großer Bedeutung, um erfolgreich zu sein.

Und das Dach des Hauses ist die „culture awareness“, die dafür sorgt, dass die unteren Etagen und Pfeiler vor äußeren Einflüssen geschützt werden.

Interkulturelle Kommunikation

Bei der interkulturellen Kommunikation geht es darum, sich dem Kommunikationsstil anderer Kulturen erfolgreich anzupassen. Der Kommunikationsstil einer Kultur geht zurück auf die Geschichte des jeweiligen Landes. Einige Kulturen schätzen eher direkte Kommunikation mit kurzen, präzisen und expliziten Informationen und andere eher einen indirekten Kommunikationsstil mit vielen subtilen Anspielungen, Metaphern und unterschwelligen Botschaften.

Aktives, unvoreingenommenes Zuhören sind hier von Bedeutung. Eine große Rolle spielt ebenfalls die Sprache, da sie unser Denken strukturiert und als Filter unserer eigenen Wahrnehmung dient. Zur Sprache gehört es auch offen zu sein und „zwischen den Zeilen zu lesen“ und Körpersprache richtig zu deuten. Schließlich werden 55% der Nachricht durch non- und 38% durch paraverbale Kommunikation vermittelt. Es ist also wichtiger genau auf sein Gegenüber einzugehen und auf seine Gesten, Mimik und den Tonfall zu achten, als seine Sprache perfekt zu beherrschen.

Wie leitet man ein interkulturelles Team erfolgreich?

Beim interkulturellen Leadership geht es darum, ein interkulturelles Team erfolgreich zu managen und sich anderen Führungsstilen und -Erwartungen anzupassen. Einige Kulturen sind eher hierarchisch aufgestellt und schätzen einen autoritären top-down Führungsstil, andere Kulturen hingegen sind eher egalitär und schätzen Mitsprache und einen partizipativen Führungsstil. Diese Präferenzen sind fest in der Geschichte unserer Länder verankert und oft auch durch die religiösen Ausprägungen in einem Land beeinflusst.

Die Kernkompetenzen des interkulturellen Leaders sollten folglich Flexibilität, Toleranz für das Anderssein und Akzeptanz für Unklarheiten oder Ambiguitäten sein.

Die Kunst international ein konstruktives Feedback geben zu können gehört ebenfalls zu den Herausforderungen eines interkulturellen Managers. Auch hier kommen kulturelle Unterschiede ins Spiel. Manche Kulturen mögen offenes und direktes negatives Feedback, einige schätzen eher ein verstecktes subtiles Feedback unter vier Augen.

Um kulturelle Fettnäpfchen als Manager zu vermeiden, ist es deshalb essenziell, sich mit den kulturellen Unterschieden und Erwartungen in seinem Team auseinanderzusetzen. Das beste Rezept ist hier die Sensibilisierung und die Kommunikation.

Wie baut man in einem interkulturellen Kontext eine Vertrauensbeziehung auf?

Das A und O einer interkulturellen professionellen Aktivität ist zu wissen, wie man in einem interkulturellen Kontext eine Vertrauensbasis aufbaut: zu seinen Kollegen, seinen Kunden und zu seinen Lieferanten.  Mit einer guten Vertrauensbasis wird so mancher kultureller Fauxpas leichter verziehen oder über Missverständnisse eher wohlwollend gelächelt.

Wie Vertrauen aufgebaut wird ist tatsächlich auch kulturabhängig. Einige Kulturen schätzen eher kurzfristige, pragmatische und rein professionelle Arbeitsbeziehungen und bauen Vertrauen über Leistung und erledigte Aufgaben auf. In anderen Kulturen hingegen steht die Person hinter der Aufgabe im Vordergrund und das gegenseitige Kennenlernen und gemeinsame Zeit verbringen spielt eine größere Rolle.

Beim Vertrauensaufbau ist es wichtig zu wissen, wie man am besten auf jemanden anders eingeht. Einfühlungsvermögen und Synchronisierung stehen hier an erster Stelle.

Wie man interkulturelle Konflikte erfolgreich meistern kann:

Um erfolgreich interkulturelle Konflikte zu meistern, ist es wichtig vorurteilsfrei und wohlwollend an gewisse Situationen heranzugehen. Eine gute Analysefähigkeit und das Talent ruhig und neutral zu bleiben sind hier von Bedeutung.

Man sollte immer lieber erst sachlich analysieren was passiert ist, wie es zu dem Konflikt gekommen ist und hören was für beide Parteien wichtig ist, bevor man reagiert.

Oft prallen bei interkulturellen Konflikten zwei unterschiedliche Norm- und Wertesysteme aufeinander und andere Verhaltensweisen können interpretiert oder missdeutet werden.

Hier kann ein Perspektivenwechsel durchaus hilfreich sein.

Wenn Probleme bei der Zusammenarbeit in einem multikulturellen Team auftreten und es eine richtige Kohäsion gibt, könnte es helfen an gemeinsamen Werten und einer gemeinsamen Vision des Teams zu arbeiten. Man sucht nachdem, was die Mitglieder eines Teams vereint, denn oft findet man nicht sofort die gleichen Referenzpunkte in einer anderen Kultur.

Culture awareness

Das Dach dieses Hauses der interkulturellen Kompetenzen ist die „culture awareness“ oder kulturelle Sensivität, die sich wie ein roter Fanden durch alle Pfeiler durchzieht.

Es geht darum zu verstehen, dass wir alle von unterschiedlichen Norm- und Wertesystemen geprägt worden sind. Das was wir als „normal“ in unserer Kultur erachten, kann in anderen Ländern eine völlig andere Bedeutung haben. „Culture awareness“ dient also dazu, andere Denk- und Verhaltensweisen zu respektieren und interkulturelle Situationen feinfühlig zu bewerten.

„Culture awareness“ ist eine Art Grundhaltung empathisch mit Menschen anderer Kulturen umzugehen und danach zu suchen, was uns verbindet. Auch kann man unter diesem Dach gewisse Grundkenntnisse über kulturelle Unterscheide verstehen. Eine Art Sensibilisierung, Offenheit und Toleranz für Fremdes.

Man spricht auch über die „kulturelle Brille“, die filtert, wie wir gewisse Dinge wahrnehmen und interpretieren. Wir suchen nachdem, was nach unseren Erfahrungen “Sinn macht“.

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