Eigentlich wollte ich euch in diesem Artikel die Unterschiede zwischen Weihnachten in Deutschland und Frankreich näherbringen. Aber dann dachte ich mir: Das meiste davon kennt ihr bestimmt schon:
- Französische Kinder stellen am Heiligabend ihre Stiefel oder Hausschuhe unter den Weihnachtsbaum, damit Père Noël sie mit Geschenken füllt.
- In Deutschland bringt das Christkind die Geschenke, in Frankreich der Weihnachtsmann.
- In Frankreich steht das gemeinsame Essen mit Austern, Foie Gras und der berühmten Bûche de Noël im Vordergrund.
- In Deutschland liegt der Fokus stärker auf der Vorweihnachtszeit mit dem Adventskranz und den Weihnachtsmärkten.
💡Wusstet ihr übrigens, dass der Adventskranz 1839 von Johann Hinrich Wichern erfunden wurde, um Kindern in einem Waisenhaus zu zeigen, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind? Er hat dazu ein Wagenrad mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen dekoriert.
Doch anstatt über bekannter Unterschiede zu sprechen, möchte ich euch heute mit auf eine Reise nehmen und euch spannende Weihnachtstraditionen aus anderen Ländern vorstellen.
Die Idee dazu kam mir durch den Buch-Adventskalender* meiner Tochter. In jedem Türchen gibt es eine Geschichte über Weihnachten in einem anderen Land. Und ich war begeistert, wie unterschiedlich, kreativ und manchmal auch überraschend diese Bräuche sind.
Tschechien: Schwimmende Kerzenboote
In Tschechien lassen viele Familien kleine Kerzen auf Nussschalen in einer Schüssel mit Wasser schwimmen. Jede Kerze steht für eine Person, und die Richtung, in die sie treibt, soll etwas über die Zukunft im nächsten Jahr verraten. Wenn die Kerzen dicht beieinanderbleiben, ist das ein gutes Zeichen für den Zusammenhalt der Familie.
Italien: Befana, die gute Hexe
In Italien bringt die Hexe Befana am 6. Januar, dem Dreikönigstag, Geschenke. Laut Legende sucht sie seit Jahrhunderten das Christkind, nachdem sie die Heiligen Drei Könige verpasst hat. Während sie Süßigkeiten an die braven Kinder verteilt, bekommen die weniger artigen ein Stück Kohle.
Mexiko: Las Posadas und Piñatas
In Mexiko beginnt Weihnachten am 16. Dezember mit den Las Posadas. Neun Tage lang ziehen Familien singend von Haus zu Haus und erinnern an die Herbergssuche von Maria und Josef. Höhepunkt ist eine Feier mit einer Piñata in Form eines Sterns, die Kinder zerschlagen, um Süßigkeiten und kleine Geschenke zu ergattern.
Dänemark: Julenisser – Freche kleine Helfer
In Dänemark treiben Julenisser, kleine Wichtel, ihr Unwesen. Sie bringen zwar Geschenke, aber nur, wenn sie gut behandelt werden – sonst spielen sie Streiche. Traditionell stellt man ihnen eine Schale Milchreis hin, um sie freundlich zu stimmen. Übrigens heißt der Weihnachtsmann dort „Julemand“.
Schweden: Das Luciafest
Am 13. Dezember feiert Schweden das Luciafest, das zu Ehren der Heiligen Lucia von Syrakus stattfindet. Eine Person, die Lucia darstellt, trägt einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf und führt eine Prozession an, die mit Liedern und Keksen Licht in die dunkle Jahreszeit bringt.
Polen: Teilen von Oblaten und das Festmahl
In Polen beginnt der Heiligabend mit dem Teilen einer Oblate. Jede Person bricht ein Stück ab und wünscht den anderen Gesundheit und Glück. Nach dem Erscheinen des Abendsterns versammelt sich die Familie zu einem festlichen Mahl, das traditionell aus 12 Gerichten besteht – eines für jeden Apostel.
Griechenland: Weihnachtsfeuer gegen Kobolde
In Griechenland erzählt man sich die Legende von den Kalikantzaroi – kleinen Kobolden, die in der Weihnachtszeit Unheil stiften. Um sie fernzuhalten, entzündet man Weihnachtsfeuer oder hängt schützende Talismane auf.
* In Anlehnung an: Ilona Einwohlt, Carola Sieverding – Weihnachten mit Kindern aus aller Welt (Coppenrath)
Natürlich gibt es noch viele weitere spannende Bräuche: In Venezuela rollt man mit Rollschuhen zur Weihnachtsmesse, und in Finnland wird vor Weihnachten die Sauna genutzt, um das Jahr symbolisch zu „reinigen“.
Ich wünsche euch eine wunderschöne Weihnachtszeit voller Freude, leckerem Essen und vielleicht ein bisschen Inspiration aus anderen Kulturen.